Keime beim Barfen – Wie groß ist die Gefahr wirklich?
BARFen (biologisch artgerechte Rohfütterung) steht immer wieder in der Kritik – vor allem wegen der möglichen Keimbelastung im rohen Fleisch. Kritiker warnen vor Bakterien, Parasiten und Hygieneproblemen, sowohl für den Hund als auch für den Halter.
Doch wie realistisch sind diese Bedenken wirklich? Hat ein gebarfter Hund tatsächlich ein höheres Risiko für Krankheiten? In diesem Blogbeitrag schauen wir uns an, welche Keime und Würmer tatsächlich vorkommen können, wie man sich schützt und warum Hunde besser mit Keimen zurechtkommen als viele glauben.
Das findest du hier:
Sind Keime beim Barfen wirklich ein Problem?
Die Angst vor Keimen in rohem Fleisch ist verständlich, denn es gibt zahlreiche Berichte über Salmonellen, E.coli, Campylobacter und andere Krankheitserreger in Fleischprodukten. Auch die Gefahr einer Übertragung von Würmern oder anderen Parasiten wird oft diskutiert.
Doch es gibt zwei entscheidende Aspekte, die oft übersehen werden:
- Keime sind überall – nicht nur im Fleisch! Wir haben täglich Kontakt mit Millionen von Mikroorganismen – auf unserer Haut, in unserem Speichel, in Lebensmitteln und auf Alltagsgegenständen wie Smartphones, Türklinken oder Einkaufswagen.
- Hunde sind widerstandsfähiger als wir! Ihr Verdauungssystem ist auf den Umgang mit Keimen ausgelegt. Eine gesunde Darmflora, Magensäure und das Immunsystem sorgen dafür, dass die meisten Keime dem Hund nichts anhaben können.
Trotzdem sollten bestimmte Hygieneregeln beachtet werden, um das Risiko für Infektionen zu minimieren.
Mikroorganismen – Nicht alle Keime sind gefährlich
Der Begriff „Keime“ klingt für viele Menschen abschreckend, doch Mikroorganismen sind nicht grundsätzlich schädlich. Unser Körper – und auch der deines Hundes – beherbergt unzählige Mikroben, von denen viele sogar lebensnotwendig sind.
Zu den Mikroorganismen gehören unter anderem:
- Bakterien (z. B. Milchsäurebakterien im Darm)
- Viren
- Pilze
- Hefen
- Protozoen (Einzeller)
Wusstest du, dass Speichel bis zu 10 Milliarden Keime pro Gramm enthält? Im Vergleich dazu befinden sich auf der Handfläche nur etwa 100 Keime pro Gramm. Das zeigt: Keime sind allgegenwärtig und nur ein kleiner Teil davon stellt eine echte Gefahr dar.
Keime im Fleisch – Wo lauern die Risiken?
Viele Hundeeltern sorgen sich, dass rohes Fleisch besonders stark mit Keimen belastet ist. Tatsächlich hängt die Keimbelastung jedoch stark von der Fleischqualität, der Lagerung und der Verarbeitung ab.
💡 Fleisch ist bei sachgemäßer Verarbeitung nahezu keimfrei. Erst durch Transport, Verpackung oder unsachgemäße Handhabung können sich Keime vermehren.
Faktoren, die die Keimbelastung beeinflussen
- Die Kühlkette – Wurde das Fleisch durchgehend gekühlt oder gab es Unterbrechungen?
- Schlachtung und Verarbeitung – Beim Ausbluten und der Zerlegung können Mikroorganismen ins Fleisch gelangen.
- Fleischoberfläche – Je größer die Oberfläche, desto mehr Keime können sich ansiedeln. Deshalb ist gewolftes Fleisch stärker belastet als ganze Fleischstücke.
- Transportstress bei Schlachttieren – Gestresste Tiere haben oft eine höhere Keimbelastung, da ihr Immunsystem geschwächt ist.
Besonders anfällig sind zudem Häute, Ohren und andere tierische Nebenprodukte – egal ob roh oder getrocknet.
Ja! getrocknete Ohren, Ziemer und Co. sind wahre Keimschleudern!
So reduzierst du die Keimgefahr
✔ Kaufe Fleisch am Stück statt gewolft.
✔ Vermeide Stichfleisch, da es durch den Entblutungsvorgang mehr Keime enthalten kann.
✔ Achte auf Fleisch von Tieren mit kurzen Transportwegen, da weniger Stress zu geringerer Keimbelastung führt.
Hygiene ist das A & O – So schützt du dich und deinen Hund
Damit dein Hund sicher gebarft werden kann, solltest du einige Hygieneregeln beachten. Die gute Nachricht: Viele Infektionsrisiken lassen sich mit einfachen Maßnahmen minimieren!
Wichtige Hygienetipps beim Barfen:
👐 Hände gründlich waschen – vor und nach dem Kontakt mit rohem Fleisch.
🔪 Schneidebretter regelmäßig austauschen – Holz speichert Feuchtigkeit, Plastik kann Mikroplastik abgeben.
🧼Arbeitsflächen nach jeder Zubereitung reinigen – am besten mit Wasser und Spülmittel.
⛔Rohes Fleisch sollte niemals mit anderen Lebensmitteln in direkten Kontakt kommen, um eine Kreuzkontamination zu vermeiden.
🚰Fleisch abspülen (vermindert Oberflächenkeime)
🧤Einweghandschuhe verwenden, wenn du offene Wunden an den Händen hast.
🍽 Futternäpfe täglich mit heißem Wasser reinigen – Keime vermehren sich in Essensresten.
🚰 Fleisch im Kühlschrank auftauen – Niemals unter Luftabschluss, da dies Botulismus-Bakterien begünstigen kann.
🏺 Keramiknapf statt Plastiknapf verwenden – Keramik ist hygienischer.
🧊 Einfrieren hilft! Viele Keime und Parasiten sterben, wenn Fleisch mindestens 3 Tage bei -18°C tiefgekühlt wird.
Diese einfachen Maßnahmen reichen bereits aus, um das Keimrisiko auf ein Minimum zu reduzieren.
Vorsicht bei rohem Schweinefleisch!
Ein besonderes Risiko stellt das Aujeszky-Virus dar, das in rohem Hausschwein- und Wildschweinfleisch vorkommen kann. Dieses Virus ist für den Menschen ungefährlich, aber für Hunde tödlich!
💡 Wichtig:
- Niemals rohes Schweinefleisch füttern!
- Das Virus wird durch Hitze inaktiviert – durchgegartes Schweinefleisch ist unbedenklich (Kerntemperatur100 Grad ca. 1 min, Kerntemperatur 80 Grad ca. 3 min)
- Gilt auch für Wildschwein
- Solltest du gekochtes Schwein füttern, achte darauf, dass dein Hund nichts abschleckt, wo rohes (Wild-)Schweinefleisch lag
Gesundheitsrisiken durch Keime – Was ist wirklich gefährlich?
1. Salmonellen – Häufig diskutiert, aber selten ein Problem für Hunde
Salmonellen sind meldepflichtige Bakterien, die beim Menschen zu Magen-Darm-Infektionen führen können.
💡 Fakten zu Salmonellen:
✔ Hunde sind oft resistenter gegenüber Salmonellen als Menschen.
✔ Infizierte Hunde zeigen meist keine Symptome, können die Keime aber über mehrere Wochen mit dem Kot ausscheiden.
✔ Eine Ansteckung erfolgt vor allem durch mangelnde Hygiene (Schmierinfektion).
✔Gefahr bei Trockenfutter, Kauartikeln und Leckerlis ebenfalls gegeben
Wie schützt du dich und deinen Hund?
✅ Regelmäßiges Händewaschen nach Kontakt mit rohem Fleisch.
✅ Napf und Futterschüsseln regelmäßig reinigen.
✅ Fleisch kühl lagern und nach dem Auftauen sofort verfüttern.
2. E. coli – Gute und schlechte Bakterien
E. coli-Bakterien kommen im Darm von Menschen und Tieren vor. Einige Stämme (z. B. EHEC) können jedoch Krankheiten auslösen.
✔ Nicht alle E. coli sind gefährlich!
✔ Krankheitserregende Stämme kommen meist in Billigfleisch oder unzureichend gekühltem Fleisch vor.
✔vor allem im Darm von Wiederkäuer, nur ca. 1-2% führen auch wirklich zu einer Erkrankung
Schutzmaßnahmen:
✅ Hochwertiges Fleisch aus vertrauenswürdigen Quellen kaufen.
✅ Auf Rohmilchprodukte verzichten, da sie E. coli enthalten können.
3. Campylobacter – Häufig in Geflügelfleisch
Campylobacter-Bakterien können Durchfall verursachen und sind vor allem in Geflügelfleisch zu finden.
✔ Hunde können sich infizieren, haben aber meist mildere Symptome als Menschen.
✔ Campylobacter kann auch über Wasser und andere Umweltquellen übertragen werden.
Schutzmaßnahmen:
✅ Geflügelfleisch aus sicheren Quellen kaufen.
✅ Kontakt mit Hundekot vermeiden, da dieser Erreger enthalten kann.
4. Würmer und Parasiten – Einfrieren hilft!
Ein weiteres Argument gegen das Barfen ist die Gefahr durch Würmer. Doch auch hier gibt es einfache Maßnahmen, um das Risiko zu minimieren:
✔ Bandwürmer: -18°C für mindestens 3 Tage töten Zwischenwirte ab.
✔ Rundwürmer & Fadenwürmer: -17 bis -20°C für eine Woche einfrieren.
✔ Toxoplasmen: -18°C für 3 Tage eliminiert Erreger.
✔Giardien: einfrieren bei -4 Grad über eine Woche, höhere Gefahr besteht darin, wenn keine ausreichende Hygiene ergriffen wird (Napf steht ewig rum) und Regenwasser etc.
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➡ Fazit: Wenn Fleisch richtig eingefroren wird, ist die Gefahr einer Wurminfektion sehr gering.
💡Apropos Würmer: Das Thema Entwurmung steht ja gerne in der Kritik und es wird diskutiert ohne Ende. Du willst mehr darüber erfahren? Dann schaue dir unbedingt meinen Blogbeitrag: an Hund entwurmen – ja oder nein?
Besonders gefährdete Hunde und Menschen – Wer muss bei Keimen besonders aufpassen? ⚠️👶👵
Während gesunde Hunde und Menschen mit Keimen in der Regel gut umgehen können, gibt es bestimmte Gruppen, die anfälliger für Infektionen sind. Für sie ist es besonders wichtig, auf eine strenge Hygiene und sichere Fütterungspraktiken zu achten.
Gefährdete Menschengruppen
Ein starkes Immunsystem schützt uns normalerweise gut vor Keimen aus rohem Fleisch. Doch einige Menschen sollten besonders vorsichtig sein:
👶 Kinder – Ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig ausgereift, weshalb sie anfälliger für Infektionen sind. Außerdem nehmen sie oft unbewusst Keime über die Hände oder Gegenstände auf.
👵 Ältere Menschen – Das Immunsystem wird mit zunehmendem Alter schwächer, sodass es länger dauert, Keime abzuwehren.
🤰 Schwangere Frauen – Während der Schwangerschaft ist das Immunsystem etwas herunterreguliert, um das Baby zu schützen. Dadurch steigt das Risiko für Infektionen.
🩺 Menschen mit Stoffwechselerkrankungen – Diabetes oder andere Stoffwechselerkrankungen können das Immunsystem schwächen, wodurch Infektionen schwerer verlaufen können.
Gefährdete Hundegruppen
Nicht jeder Hund hat die gleiche Widerstandsfähigkeit gegenüber Keimen. Folgende Hunde können empfindlicher sein:
💊 Hunde, die Medikamente nehmen – Besonders Medikamente wie Cortison, Apoquel oder Chemotherapeutika können das Immunsystem schwächen und machen den Hund anfälliger für Infektionen.
🦠 Hunde mit Autoimmunerkrankungen – Ihr Immunsystem ist fehlreguliert und kann nicht mehr optimal auf Keime reagieren.
🦴 Hunde mit geschwächter Darmflora – Eine gesunde Darmflora schützt vor schädlichen Keimen. Ist sie gestört (z. B. durch Antibiotika oder Stress), können sich Krankheitserreger leichter vermehren.
Wie schützt sich der Hund selbst?
Hunde haben natürliche Abwehrmechanismen, die sie vor vielen Keimen schützen:
✔ Lysozym im Speichel wirkt antibakteriell.
✔ Magensäure mit pH 1-2 tötet viele Keime ab.
✔ Eine gesunde Darmflora verhindert, dass sich schädliche Bakterien im Darm ansiedeln.
Fazit: Keime sind überall – Hunde sind darauf vorbereitet!
Rohes Fleisch enthält Keime, aber Hunde sind evolutionär darauf eingestellt, mit ihnen umzugehen. Keime sind nicht nur in Fleisch vorhanden, sondern auch in unserer Umwelt:
- Smartphones enthalten bis zu 4.000 Keime pro cm².
- Ein Kühlschrank kann bis zu 11,4 Mio Keime pro cm² beherbergen.
- Kauartikel in Tierläden sind oft stark mit Keimen belastet, da sie offen liegen und von Menschen berührt werden.
👉 Hunde sind robuster als Menschen und haben ein Immunsystem, das auf den Umgang mit Keimen ausgelegt ist.
➡ Fazit: Wer auf Fleischqualität und Hygiene achtet reduziert das Risiko erheblich. Wir müssen uns immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir bei der Zubereitung von Fleisch für unser eigenes Essen teilweise viel intensiver mit den rohen Komponenten in Kontakt kommen. Wir waschen das Fleisch ab, schneiden es, würzen es und nutzen dazu ebenfalls ein Schneidebrett und weitere Utensilien. Auch Fleisch für uns kann mit den bereits oben genannten Keimen und Bakterien belastet sein.
Hygiene ist hier das wichtigste.
Auch Trocken- und Nassfutter können belastet sein. Es gab in den letzten Jahren so einige Rückrufe. Ganz aktueller Fall von Anfang Januar 2025: Fessnapf hat einige Produkte wegen Salmonellenbefall zurückgerufen, klicke hier
Während BARF wegen Keimen ständig in der Kritik steht, wird nicht berücksichtigt, dass Kauartikel, wie Rinderohren, Ochsenziemer und Co. erhebliche Keimschleudern sind, vor allem dann, wenn sie offen im Geschäft liegen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Menschen die Kauartikel in die Hände nehmen und dann doch wieder zurücklegen. Und die Hunde erst: wie viele schnüffeln und schlekcne mal dran, wenn man mit ihm an dem „Büffet“ vorbeiläuft?
Wenn du gute Hygienemaßnahmen einhälst, kannst du deinen Hund ohne Bedenken auch BARFen.
BARFen ist nicht einfach nur „rohes Fleisch“ – sondern eine durchdachte Ernährungsweise 🥩🐶
Vielleicht hast du schon versucht, dich in das Thema BARF einzuarbeiten, aber fühlst dich unsicher.
🔸 Was gehört alles in eine ausgewogene Ration?
🔸 Welche Nährstoffe sind wirklich wichtig?
🔸 Wie vermeide ich Mängel oder Überversorgungen?
➡ Die Wahrheit ist: Einfach nur rohes Fleisch zu füttern, reicht nicht aus. Ein falsch zusammengestellter BARF-Plan kann deinem Hund mehr schaden als nutzen. Hier findest du mehr zum Thema Was ist BARFen?
Ich habe bereits zahlreichen Hundeeltern geholfen, ihre Angst vor Fehlern beim BARFen zu verlieren und ihren Hund sicher und bedarfsgerecht zu ernähren – ganz ohne komplizierte Berechnungen oder Unsicherheiten.
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