Was versteckt sich hinter dem Begriff BARF für Hunde?
BARFen ist inzwischen ein weit verbreiteter Begriff, der die Fütterung des Hundes mit rohem Fleisch wiedergeben soll. Aber ist wirklich alles, was roh ist auch gleichzeitig BARFen und ist es so gesund und artgerecht, wie viele meinen?
Als Hundeernährungsberaterin habe ich sehr oft mit diesem Thema zu tun und in vielen Ausbildungen liegt der Schwerpunkt hierauf. Da kommt der Gedanke, dass BARF das einzig richtige für den Hund ist?
Dieser Frage gehen wir heute nach und ich möchte dir einen Einblick geben, was BARFen überhaupt ist, welche Vor- und Nachteile es geben kann.
Das findest du hier:
Was ist BARFen?
BARF steht für „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ und beschreibt eine Ernährungsform, bei der Hunde ausschließlich mit frischen, rohen Zutaten gefüttert werden. Die Idee dahinter: Unsere Haushunde sollen möglichst ähnlich wie ihre wilden Vorfahren (Wölfe) ernährt werden – mit Fleisch, passenden Innereien, Knochen und einem Anteil pflanzlicher Bestandteile.
Als erstes wurde Mitte der 1990er-Jahre der Begriff BARF von der Kanadierin Debbie Tripp geprägt, häufig in der Form „Born-Again Raw Feeders“ (zu Deutsch etwa „Wiedergeborene Rohfütterer“). Schriftliche Belege dafür finden sich vor allem in damaligen Rohfütterungs-Foren und Mailinglisten, wodurch eine genaue Datierung erschwert wird.
Im Jahr 1993 veröffentlichte der australische Tierarzt Dr. Ian Billinghurst sein Buch „Give Your Dog a Bone“, das die Idee der rohen Fütterung einem größeren Publikum bekannt machte.
In Deutschland wurde der Begriff in den 1990er-Jahren vor allem durch Swanie Simon verbreitet und mit „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ übersetzt.
Die Abweichung zur natürlichen Beute
Obwohl BARF stark am Fressverhalten von Wölfen orientiert ist, können wir in der Praxis keine ganzen Beutetiere an unsere Hunde verfüttern. Deshalb existiert eine gewisse Grundaufteilung in Muskelfleisch, Innereien, Knochen und pflanzliche Bestandteile, die das Beutetier so gut wie möglich nachahmen soll.
Roh = BARF?
Ist alles, was roh ist, auch wirklich BARF oder gibt es da Unterschiede?
Es wird sehr oft davon gesprochen, dass der Hund gebarft wird, bei genauerem Hinsehen und prüfen, ist das aber gar nicht der Fall.
Leider wird die Rohfütterung immer dem BARFen gleichgestellt, aber das ist gar nicht der Fall.
Rohfütterung
BARF ist ein Teil der Rofütterung und das wiederum Teil der Frischfütterung.
Frischfütterung ist letztendlich alles, was der Hundemensch frisch zubereitet, also nicht auf Basis von kommerzielle Futter beruht. Zur Frischfütterung zählt auch das Kochen für den Hund, Ernährung mit Resten und auch rohes Futter.
Rohes Futter an sich muss erstmal keinem Konzept folgen. Das könnte auch eine Mahlzeit sein, die nur aus rohem Muskelfleisch und etwas Veggie besteht.
Und jetzt die Frage: Ist die oben genannte Aufteilung aus rohem Fleisch und etwas Veggie BARF oder nicht?
BARF im Detail
Der Begriff enthält „biologisch artgerecht“ und soll begründen, dass der Hund vom Wolf abstammt und wie der Wolf ernährt werden sollte. Aber ernährt sich ein Wolf nur von Fleisch?
Ganz eindeutig nein!
Ein Wolf ernährt sich nicht nur von Fleisch, sondern auch von den Innereien und Knochen seiner Beute. Er frisst den Magen, der einen pflanzlichen Anteil beinhaltet. Wölfe fressen aber auch Gräser, Kräuter und Kot von Pflanzenfressern.
BARF folgt dem Beutetier-Prinzip und bildet genau das ab, um als biologisch artgerecht definiert zu werden.
Wenn die Fütterung nun roh ist, sich aber nicht am Beutetierkonzept orientiert (bestimmte Verhältnisse von Muskelfleisch, Innereien, Knochen, Veggie) ist somit kein BARF, sondern einfach nur eine Rohfütterung.
Das Konzept des BARFens
Für das Konzept des BARFens wird erstmal geschaut, wie sich ein Beutetier zusammensetzt. Beliebt hierfür ist der Vergleich mit einem Kaninchen, da das quasi ein gutes Beutetier für einen mittelgroßen Hund ist.
Aus dieser Aufteilung leitet sich wiederum die Aufteilung einer BARF Mahlzeit ab.
Die Barfmahlzeit setzt sich in der Regel aus 80% tierischem und 20% pflanzlichem Anteil zusammen. Der pflanzliche Anteil soll den Teil „Fell und Darminhalt“ ersetzen und ist der unverdauliche Anteil, der ballaststoffreich ist.
Weitere Bestandteile sind:
- Muskelfleisch
- Innereien (der Anteil wird beim BARFen reduziert)
- Pansen/Blättermagen
- Knochen (RFK – rohe fleischige Knochen)
Neben der Aufteilung 80/20 gibt es auch noch die Möglichkeit von 70/30, wobei hier stärkehaltige Kohlenhydrate ergänzt werden, damit durch den reduzierten tierischem Anteil trotzdem noch genügend Energie zugeführt wird.
BARF ohne Getreide – 80/20
Aufteilung:
Der tierische Anteil von 80% teilt sich im Standard wie folgt auf:
- 50% Muskelfleisch
- 20% Pansen/Blättermagen
- 15% gemischte Innereien
- 15% gemischte RFK
Der pflanzliche Anteil von 20% teilt sich beim Standard wie folgt auf:
- 75% Gemüse
- 25% Obst
BARF mit Getreide – 70/30
Aufteilung:
Der tierische Anteil von 70% teilt sich im Standard wie folgt auf:
- 50% Muskelfleisch
- 15% Pansen/Blättermagen
- 15% gemischte Innereien
- 20% gemischte RFK
Der pflanzliche Anteil von 30% teilt sich beim Standard wie folgt auf:
- 40% Gemüse
- 20% Obst
- 40% gekochte Kohlenhydrate
Beim Einsatz von Kohlenhydraten muss der Knochenanteil erhöht werden, da das Getreide mit eventuell enthaltener Phytinsäure die Calciumaufnahme verhindern kann.
Was heißt Standard?
Ich habe hier mehrmals den Begriff „Standard“ verwendet. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, z.B. muss beim Einsatz ausschließlich weicher Knochen der Knochenanteil abgeändert werden, was wiederum die Menge an Pansen verringert. Pansen wiederum muss gar nicht zwingend im Plan enthalten sein und kann ebenfalls ausgetauscht werden. Es gibt Pläne, bei denen die Innereien gänzlich oder teilweise fehlen, weil der Hund sie nicht fressen mag.
Wenn es vom Standard abweicht, ist es sinnvoll, eine/n ErnährungsberaterIn hinzuzuziehen, um die richtige Aufteilung zu finden.
Du möchtest das aber alles selbst verstehen und genau wissen, wie du etwas anpassen kannst? Dann kann ich dir meinen Kurs Napfspiration: BARF empfehlen, da bekommst du alles leicht verständlich und auf den Punkt erklärt. Damit du am Ende nicht zu viel selbst herumrechnen muss, habe ich dort ein Berechnungstool für dich erstellt und noch viele weitere praktische Helferlein integriert. Klicke hier und du bekommst genauere Info’s (Anmeldung nur zeitweise geöffnet).
Was braucht es noch?
Neben diesen Grundkomponenten des Futters werden aber noch ein paar Ergänzungen benötigt, um eine Nährstoffabdeckung zu erlangen.
Viele Nährstoffe sind bereits im Futter enthalten und da es unverarbeitet ist, geht nichts verloren.
Notwendige Zusätze
Jod
Jod ist wichtig für eine gesunde Schilddrüse und muss möglichst genau dosiert werden. Zu viel Jod wird im Körper gespeichert, was langfristig zu negativen Auswirkungen führt (Schilddrüsenerkrankung). Zu wenig Jod ist ebenfalls nachteilig für die Schilddrüse.
Beim BARFen füttern wir nicht das komplette Beutetier und somit auch kein Schilddrüsengewebe (dies ist auch absolut nicht empfehlenswert, denn die Schwankungen sind zu hoch und ein ganzer Rinderkehlkopf deckt ungefähr den Jahresbedarf an Jod eines mittelgroßen Hundes!)
Beim BARFen wird in der Regel Seealgenmehl verwendet. Nutze bitte nur Produkte, bei denen der genaue Jodgehalt angegeben ist, damit eine exakte Dosierung möglich ist. Die notwendige Menge fütterst du am besten täglich.
Ich bevorzuge das Seealgenmehl von Pahema* (<- klick)
Omega-3 reiches Öl
Für die wichtigen Omega-3 Fettsäuren wird ein Öl benötigt. Empfehlenswert ist hier Fisch- oder Algenöl, denn hier liegen die wichtigsten Omega-3 Fettsäuren in direkter Form vor und müssen nicht erst noch umgewandelt werden.
Achtung: Leinöl ist zwar reich an Omega-3, aber hier muss die vorliegende Fettsäure Alpha-Linolensäure erst noch in die entzüdungshemmenden Fettsäuren umgewandelt werden und die Umwandlungsrate ist sehr gerint (ca. 0,5 – 10%).
Zum Thema passende Öle für den Hund habe ich bereits einen eigenen Beitrag geschrieben, den du hier finden kannst.
Kokosöl liefert auch nicht die richtige Fettsäure! Kokosöl ist zwar gesund, hat aber andere Aufgaben. Klicke hier für mehr Infos über Kokosöl.
Spurenelemente
Je nach Futterzusammensetzung kann es sein, dass zu wenig Spurenelemente gefüttert werden. Das kann zu Müdigkeit und Erschöpfung und auch zu Hautproblemen führen. Viele Spurenelemente werden über Innereien, Nüsse, Eier abgedeckt, jedoch ist es manchmal schwer zu sagen, wie viel überhaupt enthalten ist. In gewissen Situationen ist der Bedarf an Spurenelementen auch erhöht, weshalb eine Ergänzung sinnvoll sein kann.
Vitamin D
Wenn du keinen Vitamin D reichen Fisch in den Plan integrierst, dann musst du ergänzen. Hierzu eignet sich Dorschlebertran. Die Menge wird am besten auf zweimal die Woche aufgeteilt.
Calcium
Werden keine Knochen gefüttert, musst du Calcium ergänzen. Am besten eignet sich hierzu Knochenmehl, denn neben Calcium liefert das Knochenmehl auch noch Phosphor.
Oftmals werden gerne Eierschalen als Calciumpräparat verwendet. Eierschalenpulver enthält ausschließlich Calcium. Bei einer dauerhaften Gabe wird der Wirkungsgrad der Magensäure reduziert und es kann zu Sodbrennen kommen. Außerdem fungiert es als eine Art Säureblocker und bindet zudem Phosphor.
Weniger ist mehr!
Es ist wichtig genau zu schauen, was man benötigt. Jod und Omega-3 sind dabei aber absolute Pflicht.
Ich bin der Fan von einzelnen und gezielten Präparaten und mache gerne einen Bogen um Mineralstoffmixe. Diese setze ich nur dann ein, wenn der Plan zu stark abweicht. Bei einer ausgewogenen Fütterung können Mineralstoffmixe am Ende mehr schaden als nutzen.
Solltest du dir unsicher sein, kann ich gerne deinen aktuellen BARF-Plan überprüfen und anpassen. Meine Leistungen findest du hier
BARF – das einzig richtige?
Du hast jetzt einiges über das BARFen erfahren und auch, dass nicht alles was roh ist, auch wirklich BARF ist.
Zu Beginn habe ich erwähnt, dass vor allem BARF in vielen Ausbildungen einen großen Schwerpunkt hat.
Ich persönlich gehöre nicht zu denen, die BARF als das einzig wahre sehen und ich bin definitiv kein BARF-Fanatiker.
Es gibt inzwischen so viele unterschiedliche Meinungen und wer will, kann alles begründen und es als das einzig richtige argumentieren.
BARF ist letztendlich genauso ein Fütterungskonzept wie jedes andere auch und man könnte es auch als „Modeerscheinung“ sehen.
Schauen wir uns die Entwicklung an, ist eines klar: Früher wurden Hunde von Essensresten ernährt. Das, was da war, landete im Napf.
In den 60ern fing dann die Futtermittelindustrie an und machte uns weis, dass das alles viel zu schädlich sei und nur mit einem speziell angefertigten Futter, extra für Hunde, kann der Hund gesund ernährt werden. Dafür wurde auch massenhaft Geld in Werbung investiert. Trocken- und Nassfutter wurde zum Verkaufsschlager.
Ob das artgerecht ist? Wohl kaum.
Ob BARF artgerecht ist? Schwierig. Der Hund ist schon lange kein Wolf mehr und wenn wir uns anschauen, was hauptsächlich im Napf landet, dann stellt sich mir die Frage, ob es jetzt wirklich artgerecht ist, Rind oder Pferd zu füttern. Welcher Wolf jagt heutzutage noch Rinder oder Pferde? 😉
Zusätzlich kommt immer mehr der Wunsch nach Nachhaltigkeit und Tierschutz. Inzwischen setzt sich auch Veggie oder Vegan immer mehr durch. Das ist auch nicht so artgerecht.
Mein Ansatz
Ich gehöre nicht zu den Hundeernährungsberatern, die nur das eine als richtig ansehen und etwas anderes schlecht machen.
Ich persönlich verfolge den Ansatz, dass es zu Hund und Mensch passen soll.
Es bringt rein gar nichts jemanden zum BARFen, Kochen, Veggie, Vegan oder sonst eine Richtung zu „zwingen“, wenn es einfach nicht passt.
Es gibt Hunde, die vertragen kein BARF, es gibt Hunde, die vertragen kein vegan und es gibt Hunde, die besser Nass- als Trockenfutter vertragen oder umgekehrt.
Gleichzeitig muss es auch zum eigenen Alltag passen.
Ich schaue viel lieber individuell gemeinsam mit den Hundeeltern, dass es passt, als eine Richtung strikt zu verfolgen.
Aber dennoch soll bitte jedem bewusst werden, dass in einem Fertigfutter viele versteckte Zusätze enthalten sein können und das Thema oftmals verwirrender ist als eine selbst zusammengestellte Mahlzeit. Außerdem gilt bei unseren Hunden letztendlich dasselbe wie für uns: Frisch zubereitet ist gesünder als dauerhaft Konserven…
Aber: Lieber ein hochwertiges Fertigfutter oder eine ergänzte Reinfleischdose als schlecht gebarft.
Für uns persönlich passt BARF seit vielen Jahren und Fay geht es gut, also warum aufhören? Dennoch wäre ich jederzeit bereit, die Richtung zu wechseln, wenn Fay’s Gesundheit etwas anderes braucht.
Was solltes du tun?
Für dich ist wichtig, dass du dich bewusst für oder gegen etwas entscheidest und du sollst es mit einem guten Gefühl machen. Es bringt dir nichts, mit Bauchweh das Futter deines Hundekindes zuzubereiten.
Ich finde es aber auch wichtig, dass du offen für Änderungen bist.
Solltest du Unterstützung benötigen, kannst du gerne eine individuelle Beratung buchen. Hierzu habe ich unterschiedliche Möglichkeiten, die du hier findest.
Wenn du dir sicher bist, dass BARFen eine gute Option für euch ist und du gerne den genauen Fahrplan mit allen Schritt-für-Schritt Anleitungen möchtest, dann empfehle ich dir meinen BARF-Kurs, denn mit diesem sparst du dir eine Menge Zeit stundenlanger Recherchen im Internet und eine Menge Frust. Klicke hier für mehr Infos.
Solltest du bereits BARFen ist dieser Kurs auch geeignet, denn in meiner Praxis als Hundeernährungsberaterin bekomme ich oftmals mit, dass die BARFpläne nicht gut zusammengesetzt sind.